Sonntag, 19. August 2018

Japanischer Gottesdienst in Hanamaki

Dieses Haus ist Wohnhaus und Gemeindehaus (zum Vergrößern auf die Bilder klicken)

Renate und Peter: Ihr seid die Besten!







Ich bin bei Peter und Renate Yonge in Hanamaki zu Besuch. Renate ist Deutsche, Peter ist Engländer. Sie sind seit gefühlten 30 Jahren Missionare in Asien und haben unendlich viel Erfahrung!

Ich darf bei ihnen einen japanischen Gemeindesonntag miterleben. Durch Obon, ein großes japanisches (Geister-) Fest und die damit verbundenen Ferien, kommen jedoch nur ungefähr 10 Personen.





Eine anschauliche Predigt

Daniel Lau lebt seit fünf Jahren in Japan
In der Predigt geht es darum, wie Gott in einer Vision die Mauern Jerusalems auslotet. So, wie er Wert darauf legt, dass die Mauern gerade sind, so soll auch unser Leben „gerade“ sein, ausgesondert für Gott.

Daniel Lau aus Singapur predigt sehr anschaulich. Er ist ursprünglich Ingenieur und hat extra für die Predigt ein Bleilot gekauft, mit dem er die Botschaft illustriert.

Diskussionen beim Mittagessen

Als es im Anschluss an den Gottesdienst gemeinsames Mittagessen gibt, setzen sich Frauen und Männer an getrennte Tische.

Die Frauen diskutieren darüber, ob man sich als Christ wirklich in so vielen Dingen von den anderen unterscheiden müsse?

Bei solchen Fragen ist guter Rat teuer...
Der Grund der Frage: gerade ist das Obon-Fest vorbei, eines der größten Feste des Landes. Man glaubt (d.h., viele Japaner glauben eigentlich selber nicht daran, aber sie begehen das Fest trotzdem), dass bei diesem Fest die Geister aus dem Totenreich zurückkehren, um sich von den Verwandten mit Nahrung versorgen zu lassen. Dazu müssen Japaner an ihre Heimatorte zurückkehren. Es werden dann große Familientreffen gefeiert.

Inwiefern muss man sich als Christ aus diesen Feiern und Zeremonien ausklinken? „Wir beten ja nicht zu den Geistern. Wir stehen nur da und folgen der Form, nicht dem Inhalt.“

Es ist für Missionare fast unmöglich, solche Fragen zu beantworten. Japanische Christen müssen sich eigentlich selber beraten und gegenseitig helfen, denn sie sind von diesem Problem hautnah betroffen.

Ich sehe, wie wichtig diese gemeinsame Mahlzeit nach dem Gottesdienst für ihren Alltag in einem buddhistischen bzw. schintoistischen Umfeld ist. Oft tauschen sich die Frauen persönlich aus und beten füreinander.

"Jesus gibt mir Halt im Leben!"

Gespräch unter Männern. So wünsche ich mir Gemeinde!
Die Männer führen ein ganz anderes Gespräch. Ein älterer Herr kommt seit etwa drei Jahren in die Gemeinde, aber sich noch nicht für ein Leben mit Jesus entschieden. Er hat beobachtet, dass Christen eine besondere Stabilität im Leben haben. Er wundert sich darüber und fragt in die Runde: „Ist das nicht das Ergebnis von jeder Religion?“

Die anderen Männer gehen respektvoll darauf ein. Sie erzählen von ihrem Alltag mit Jesus. Sie erklären, dass der Halt ihres Lebens kein Ergebnis von „Religion“ ist, sondern aus der persönlichen Beziehung zu Jesus kommt.

Es ist schön, zu beobachten, wie ernsthaft und gleichzeitig persönlich sie von ihrem Glauben erzählen. Es ermutigt mich solchen Christen zu begegnen und fordert mich heraus, in Deutschland ebenso praktisch von Jesus zu reden.

Moderne und Tradition: Gegensätze?

Ein tiefer Denker (rechts ;-) )
Als gegen 15 Uhr schließlich alle Besucher wieder gegangen sind, sitzen wir noch mit einem etwa 25jährigen jungen Mann zusammen und unterhalten uns über Japan, Geschichte, Gott und die Welt. Er hat ein breites Wissen über die Religion und Kultur des Landes und kann das gut vermitteln. Erstaunlich, wie er die japanische Volksseele analysiert.

Schlüsseldaten der japanischen Kirchengeschichte sind die Jahre 1865 und 1945. In beiden Fällen wuchs der ausländische (amerikanische!) Einfluss auf Japan. Der junge Mann sagt: "Japan hat von den Ausländern die Technologie und den Fortschritt angenommen. Das ursprüngliche Weltbild hat sich aber nicht verändert." So vereint ein Japaner altes und neues Denken, modernste Technik und Jahrtausende alte Tradition.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Danke für die erhellenden Hintergründe, lieber Joachim. Redest du Englisch oder übersetzt jemand?