Montag, 29. Mai 2006

Gut und Schlecht in einem Guss

Die letzte Woche war die bisher schwierigste in Snuel. Muriel war fort und Rebecca, die neue Kollegin, schlief alleine in ihrem Haus. Dienstag Nacht standen Einbrecher in ihrem Wohnzimmer. Sie bemerkte sie, verbarrikadierte sich und rief um Hilfe. Die Diebe rannten fort.
 
Am nächsten Tag liess die Vermieterin das Haus besser sichern: stärkere Fenstergitter, zusätzliche Schlösser usw. Rebecca zog in unser Gästezimmer. In der nächsten Nacht kamen die Diebe wieder, starker Regen und Gewitter verschluckten alle Geräusche. Viele, viele wertvolle Sachen wurden gestohlen, u.a. 2 Motorräder! Die Polizei ist auf der Suche nach den Tätern und dem Diebesgut.
 
Durch diesen Einbruch sind wir alle schockiert und ängstlich. Auch die Nachbarschaft ist unruhig, Nachts sehen wir in allen Häusern Lichter brennen. Doch gestern (Sonntag) Abend hatten wir einen Rekordbesuch in unserer Bibelstunde: 15 Erwachsene, alle aus unserer Strasse, plus ein paar Kinder. Trotz allem ist Gott am Werk. Kann es sein, dass unsere Probleme "Geburtswehen" sind? Dass noch mehr Menschen Jesus kennen lernen und eine starke Gemeinde entsteht? Helft mit Beten!

Sonntag, 21. Mai 2006

So ein Leben!!?!? Sich wundern im Wald...

Vorgestern habe ich wieder 3 unserer Lese- und Schreibklassen besucht. Leider hatte es vorher geregnet, so waren die Wege wieder matschig. Das Wasser in den Bächen war zum Glück noch nicht so hoch. Man konnte mit dem Motorrad noch durchfahren.
 
Oft sitze ich mit den Lehren und sonstigen Dorfbewohnern zusammen, rede mit ihnen und wundere mich im Stillen, wie man in einem solchen Dorf, in so einer Gesellschaft leben kann! Ich beobachte, wie die Kinder miteinander spielen, wie manche Mädchen schwer arbeiten müssen, die Männer zusammenhängen und die Frauen gelangweilt in den Hängematten liegen. Ich vermisse Wärme und Liebe und irgendwas, was das Leben dort "sinnvoll" macht. Es ist so eine andere Welt, so unverständlich für mich, selbst nach 5 Jahren.
 
Heute morgen gingen mir 3 Lichter auf, für die ich Gott dankbar bin.
1) Vergleiche ich die Werte und das Leben der "Dörfler" mit Deutschland, ist vielleicht beides gleich "sinnlos", von aussen betrachtet. Würde man jemand vom Dorf in die Marburger Oberstadt oder die Stuttgarter Königstraße setzen, wie würde er das Leben und Treiben beurteilen??
(Das ist zwar eine Binsenwahrheit, aber ich muss immer wieder selber neu darüber nachdenken, was mein Leben wertvoll und lebenswert macht!)
 
2) Die Dörfer von heute morgen gehören allesamt zu den "Minderheitenvölkern". In Snuel leben 78% Khmer, 4% Muslims und 18% andere, kleine Volksgruppen. Das Leben und Handeln der Khmer habe ich vielleicht zu 60 % verstanden und schätze es zum grossen Teil.
Die heutige Erfahrung zeigt mir, wie grundverschieden die Traditionen in den Volksgruppen sind. Sprache, Werte und Gewohnheiten sind einfach anders.
Meine "kulturelle Landkarte" passt für diese Welt nicht mehr.
 
3) Jesus geht es nicht so wie mir... Ihm sind die Menschen nicht fremd, er versteht sie und liebt sie. Aber es braucht Menschen, die sich, wie er, auf diese Menschen einlassen, sie verstehen lernen um ihnen das Evangelium bringen. In der genannten Volksgruppe weiß ich in Snuel von keinem einzigen Christen.
Wäre das was für dich?