Donnerstag, 14. Juni 2012

Besuche, bis die Füsse schmerzen


Shopping-Paradies
Letzten Montag ging ich mit Elisabeth Weinmann auf Tour durch ihre Einkaufszentren. 

Wir kommen durch High-End Malls mit Outlets aller bekannten Schmuck- und Modemarken. Elisabeth besucht einzelne Frauen, um sie an den Mittwochs-Hauskreis zu erinnern und sie zu ermutigen. Aus den verschiedenen Zentren kommen jeweils 2-3 Frauen zu den Veranstaltungen. Wir kämpfen uns kilometerweit durch die einzelnen Stockwerke der riesigen Konsumtempel. Dann zurück auf die Strasse, wir überqueren riesige Kreuzungen, um zum nächsten Kaufhaus zu kommen. Enttäuschung, wenn die Frau, die wir suchten, gerade heute ihren freien Tag hat oder in der Mittagspause ist. Ab und zu halten wir an, um mit einem Becher Eistee die verlorene Körperflüssigkeit nachzufüllen. 

Kurz ausruhen und gleichzeitig
neues Material vorbereiten
Ich merke, wie an-strengend diese Arbeit ist. Nach einer Weile tun mir die Füsse weh. Elisabeth erklärt mir, wie wichtig es ist, einmal monatlich an allen Ständen vorbeizu-gehen und Literatur zu bringen. Nur durch regelmässige Begegnungen wächst Vertrauen zueinander. Nur, wenn Vertrauen da ist, lassen sich die Frauen irgendwann auch zu einem Kreis einladen. 

Obwohl Elisabeths Arbeit zu den "Erfolgsmodellen" der ÜMG in Taiwan gehört, wiegelt sie ab: "Im Vergleich zu dieser riesigen Masse von Verkäuferinnen haben wir noch gar nichts erreicht! Wir brauchen mehr Leute, die mithelfen! Am besten wäre mindestens eine Person in jedem Einkaufszentrum." 

Ich sehe und spüre ihre Liebe zu diesen Frauen. Ihre Leidenschaft für diese Menschen, die so oft übersehen werden, berührt mich. Würden nur noch mehr Menschen ihr Leben opfern, hingehen und so der Not dieser Menschen durch persönliche Zuwendung begegnen. 

Als Kunde sieht man nicht in die
Einsamkeit dieser Menschen hinein
An einem Stand mit Marken-mode treffen wir ein junges, hübsches Mädchen. Ihre Augen strahlen, als sie Elisabeth kommen sieht. Elisabeth nimmt sie in den Arm, die Beiden reden miteinander. 

Ich bin neugierig und möchte mehr über die junge Frau erfahren:

"Wo kommst du her?" 
"Ich komme aus China, bin erst seit kurzem in Taiwan."
"Leben deine Eltern noch? Hast du Geschwister?"
"Ja, aber die sind alle in China." 
"Hast du keine Verwandten hier? Bist du dann nicht einsam?"
"Ja, ich bin sehr einsam", gibt sie zu. "Aber ich habe Elisabeth!" sie und drückt ihre Hand. 

Ein paar Stockwerke höher treffen wir eine andere junge Frau. Sie verkauft Cremes und Seifen; die Firma macht mit grossen Bildern des Hasen-Bilderbuchs: "Weisst du eigentlich, wie sehr ich dich liebe?" Werbung. Wie bekannt dieses Buch wohl in der chinesischen Welt ist und wie viele Kunden sich davon anziehen lassen??

Auch hier wieder herzliches Gespräch. Als wir ans Ende des kurzen Besuchs kommen, zeigt das Mädchen auf mich: "Ich möchte, dass der Ausländer für meine Arbeit betet. Niemand kauft meine Produkte, das macht mir grosse Sorgen. Wie soll ich meinen Umsatz zusammen bekommen? Ich weiss nicht, was ich machen soll." 

Ich weiss auch nicht so richtig, was ich beten soll, denn ich kann nicht nachvollziehen, wer diese Cremes und Sälbchen zu überteuerten Preisen kaufen will… Aber Gott kennt die Not dieser Frau und möchte, dass wir mit allen unseren Sorgen zu ihm kommen, sieben Tage die Woche. Also bete ich und überlasse es Gott, wie er das Problem lösen wird…

Nach mehreren Stunden machen wir uns mit schmerzenden Füssen auf den Heimweg und kehren zum Mittagessen im Gemeinde-Restaurant ein. Eine Stunde kann ich mich ausruhen, dann geht es weiter zu meiner nächsten Begegnung...
Das kleine Restaurant des Zentrums.
Das Essen ist lecker! 

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