Donnerstag, 7. Juni 2012

Reisetag und Adolf Hitler


Um 5:45 klingelt das Telefon auf dem kleinen Nachttisch in meinem Gästezimmer. Das Taxi ist da, um mich zum Budget Terminal des Singapurer Flughafens zu bringen. Es ist noch kaum Verkehr auf der Strasse, also bin ich viel zu früh da. Ich gebe mein Gepäck auf und nutze de Gelegenheit, um etwas zu frühstücken. Leider ist die mikrowellen-erhitzte Nudelsuppe "Mee Thai" nicht nach meinem Geschmack, vielleicht auch, weil es erst kurz vor sieben ist. 

Tiger Airways - die Fluglinie mit der Tatze...
Um halb neun kann ich die karge Abflughalle verlassen und das Flugzeug besteigen ("Budget" steht nicht nur für den günstigen Flugpreis, sondern auch für spärlichsten Service und Comfort - sehr unsingapurianisch). Ich sitze erst neben einer Mutter und ihrer mongoloiden Tochter, dann bittet mich der Vater, doch den Platz mit ihm zu tauschen, was ich gerne tue. Ich hole ich Schlaf nach, denn wirklich tief habe ich letzte Nacht nicht geschlafen… 

Nachdem auch mein Nachbar wieder erwacht ist, kommen wir ins Gespräch. Er ist Singapurianer,  spielte mehrere Jahre mit einer Band moderne chinesische Musik in Clubs. Jetzt ist er nach Taiwan gezogen und hat auf dem Musikmarkt Fuss gefasst. Er wechselte den Stil, macht jetzt eher Mainstream Pop und hat schon CDs veröffentlicht. Seinen Namen konnte ich mir leider nicht merken, sonst würde ich ihn mal googeln… 

Er fragt mich über Deutschland aus. Eine Frage, die mir als Deutschem in Asien immer wieder gestellt wird, ist meine Meinung über Adolf Hitler… Seine Meinung ist, wäre Hitler erfolgreicher gewesen, würde man heute bestimmt besser über ihn reden. Das ist typisch chinesisch-singapurianisches Denken: Erfolg ist die Nummer Eins und wer erfolgreich ist, kann nicht falsch gelegen habe (die Regale in den hiesigen Buchhandlungen biegen sich mit Literatur über Wachstum und dem Weg zum Erfolg)…

Beim Nachdenken über "Erfolg" kommt mir Psalm 10 in den Sinn, vor allem Vers 5ff: 

"Zu jeder Zeit glückt ihm (dem Gottlosen) sein Tun. Hoch droben und fern von sich wähnt er deine Gerichte. Er sagt in seinem Herzen: «Ich werde niemals wanken. Es trifft mich kein Unglück.» Und dann die Frage in Vers 13: Warum darf der Frevler Gott verachten und in seinem Herzen sagen: «Du strafst nicht»?

Und den Vers aus Thessalonicher (ich finde die Stelle gerade nicht, ohne meine Bibel) wo Paulus sinngemäß sagt, dass das Böse nicht bestehen kann, sondern es muss ausreifen und zerstört sich anschliessend selber. Ist das Böse im System, kann es nicht für immer bestehen. 

Nun sitze ich im Bus nach Taichung (Ja, ich habe die Haltestelle gefunden und ein Ticket erhalten!) und befinde mich auf einer gut ausgebauten 3-spurigen Autobahn.  Leider bietet mir der Blick aus dem Fenster nicht ganz die Aussicht, wie ich es mir erhofft hatte. Viel grüne Büsche und Bäume am Strassenrand, immer wieder weite Felder, ab und zu Wohngegenden mit vielen Hochhäusern und natürlich jede Menge Fabrikhallen. 

Gleich komme ich an und werde hoffentlich von Beate Harr am Strassenrand sehen, damit ich nicht zu weit fahre...

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