Donnerstag, 11. September 2008

Asiatische Krankenbesuche

Daniel ist krank und kann nicht am Treffen aller Gemeinden im Snuel-Distrikt teilnehmen. Ob man ihn denn besuchen könne, fragt man mich? Ich denke kurz nach und sage: „Natürlich kann man ihn besuchen, aber nicht zu lange, denn es geht ihm wirklich nicht gut.“ Eine typisch westliche Antwort eben.

Damit hatte man schon gerechnet. Einer der Leiter erzählt von einem Erlebnis. Ein amerikanischer Missionar war krank. Wie in Asien üblich, kam ein Khmer-Pastor, um ihn zu besuchen, zu ermutigen und mit ihm zu beten. Kaum war der Besucher angekommen, wetterte der Patient schon los (zumindest hörte es sich für den Kambodschaner so an): „Ich bin krank, kann man mich nicht mal in Ruhe lassen?? Ich brauche keine Leute, die ständig in meinem Haus ein- und ausgehen!“

„Wir sind nicht so“, erklären mir die Leute. „Wir wollen doch wissen, wie es unseren Freunden geht! Darum gehen wir gemeinsam mit einigen Leuten zu Besuch. Dann schauen wir persönlich, was los ist. Wir denken miteinander darüber nach, was das für eine Krankheit ist, und welche Wurzeln oder Kräuter ihm gut tun würden. Dann beten wir gemeinsam und gehen dann wieder nach Hause. Aber wir können unsere Geschwister in so einer Situation nicht alleine lassen!“

Was für eine tolle Einstellung. Statt „Privatsphäre“ (Einsamkeit) gibt es Gemeinschaft. Statt sich alleine auf den Doktor verlassen, besinnt man sich auf das, was einem selber schon geholfen hat. Man wartet nicht darauf, bis der „Kranke die Ältesten zum Gebet ruft“, sondern man bietet das Gebet an – oft ist es das erste, was man tut, wenn man krank wird.

Ich erinnerte mich an meine erste Erfahrung mit dieser Art, Kranke nicht alleine zu lassen. Ich hatte Fieber und konnte nicht in den Gottesdienst gehen. Natürlich fragten die Leute an dem Sonntag nach mir. Als sie hörten, was los war, beteten sie im Gottesdienst sofort für mich. Im Anschluss machte sich fast die ganze Gemeinde auf, um mich daheim zu besuchen. So sassen wir alle im Wohnzimmer auf dem Boden und beteten gemeinsam für meine Genesung.

Am Anfang war das schon ein „Schock“, als über 10 Personen auftauchten. Aber später dachte ich: Was ein tolles Zeichen von Liebe und Freundschaft. Ich gehöre zu diesem Kreis von Brüdern und Schwestern dazu. Sie sorgen sich um mich, obwohl ich Ausländer bin. Wie hat mich das ermutigt!

Solche Krankenbesuche wünsche ich mir auch in Zukunft!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Na warte! Ich komm dann. Und bring meine Katzen mit, damit wir nicht zu wenige sind! ;)