Freitag, 2. November 2007

Adoption auf Khmerart

Als ich die Holztreppe hochgestiegen war und in den grossen Raum trat, sah ich das Baby in einer Wippe liegen, direkt vor dem Fernseher. So ein kleines Kind, erst 10 Tage alt. Ich sah mich um, wer denn wohl die Mutter ist. Die erkennt man in Kambodscha an einer warmen Wollmütze und dicken Kleidern, in denen sie sich für 3 Monate von der anstrengenden Geburt erholen.
 
Statt einer vermummten Frau sah ich eine junge Dame in Jeans und einer schicken Bluse. Ist sie die Mutter? Kaum möglich, wenn man die Traditionen kennt. Sie war es tatsächlich. Es war ihr Kind, und doch wieder nicht.
 
"Ich habe eine schwangere Frau gebeten, mir doch ihr Kind zu überlassen, wenn es geboren ist. Ich kann nämlich keine Kinder bekommen. Als die Frau ihr Kind gerade zur Welt gebracht hatte, kam sie mich sofort rufen. Da habe ich es gleich von der Mutterbrust weggeholt und zu mir geholt!"
 
Wie teuer ist so eine Adoption? "Sie hat 50 Dollar für das Kind genommen."
 
Und ob sie Angst hat, dass die Mutter eines Tages ihren Schritt bereut und das Kind zu sich zurückholt? Sie wohnt schliesslich in der Nachbarschaft. "Ja, davor habe ich schon Angst. Aber wenn das passiert müssen wir eben sehen, was wir machen."
 
Adoption auf Khmerart. Unkompliziert, billig; aber immer wieder Herz zerreissend!

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