Mittwoch, 21. Dezember 2016

Weihnachten in Asien

Willst du wissen, wie Missionare und einheimische Christen in Asien Weihnachten feiern? Im neuen "Ostasiens Millionen" von OMF Deutschland sind einige Geschichten zusammengetragen.

Singapur feiert Weihnachten (Edgar Düe in Singapur)

China feiert Weihnachten

Kambodscha feiert Weihnachten (Raphael Hohmann in Kambodscha)

Weihnachten im Waisenhaus (Elke Hain in Thailand)

Weihnachten im Kaufhaus (Elisabeth Weinmann in Taiwan)

Weihnachten auf der Straße (Birgit Glaw in Taiwan)

Samstag, 2. Juli 2016

Anleitung für ein Jüngerschafts-Praktikum (Markus 6,7-13)

Der Auftrag an die Apostel

Jesus rief seine zwölf Jünger zu sich und erteilte ihnen den Auftrag, jeweils zu zweit durch das ganze Land zu ziehen. Er gab ihnen die Vollmacht, böse Geister auszutreiben.
Dann befahl er ihnen: "Nehmt nichts mit außer einem Wanderstab! Ihr sollt kein Essen, keine Tasche und kein Geld bei euch haben. Nur Schuhe dürft ihr tragen, aber kein zweites Hemd mitnehmen.
Wenn ihr in ein Haus kommt, dann bleibt dort, bis ihr weiterzieht. Seid ihr aber in einer Stadt nicht willkommen, und will man eure Botschaft nicht hören, so geht fort und schüttelt den Staub von euren Füßen als Zeichen dafür, dass ihr die Stadt dem Urteil Gottes überlasst!"
Dann zogen die Jünger los und forderten die Menschen auf: "Kehrt um zu Gott!"
Sie befreiten Menschen, die von bösen Geistern beherrscht waren, und salbten viele Kranke mit Öl. So wurden die Kranken gesund. 

Jünger sein heißt: tun, was Jesus tat

Jesus schickt seine zwölf Jünger ins Praktikum. Sie waren schon längere Zeit mit ihm unterwegs gewesen. Dabei hatten sie beobachtet, wie er Menschen begegnete. Jesus verbrachte Zeit mit ihnen, aß mit ihnen, hörte zu und nahm ihre Sorgen ernst. Ihre Nöte brachen sein Herz. Deshalb heilte er Kranke. Er erzählte allen, dass Gott sie liebt wie ein Vater seine Kinder.

Jetzt sind die Jünger an der Reihe. Das Wort „Jünger“ bedeutet „Schüler“. Schüler sollen anwenden, was sie gelernt haben. Sie sollen nicht nur Zuschauer bleiben. Theorie muss in die Praxis umgesetzt werden, sonst ist sie nichts wert. Deshalb geht es jetzt los. Jesus sendet seine Jünger aus.

Angenommen, Jesus würde Sie auf den Weg schicken. Wie würde es ihnen gehen? Gingen Sie voller Motivation ans Werk oder wären Sie eher ängstlich?

Jesus gibt hier eine Schritt-für-Schritt Anleitung. Damit findet sich jeder zurecht - der Draufgänger ebenso wie der Schüchterne. Dabei erstaunt mich, wie praxisorientiert Jesus vorgeht. Genau wie er sollen jetzt seine Jünger die Botschaft von Gottes Reich zu den Menschen bringen. Wie das geht, erklärt er ihnen genau.

Anleitung für Anfänger und Fortgeschrittene

Jesus schickt seine Jünger zu zweit los (Vers 7). Gemeinsam ist man mutiger. Vier Augen sehen mehr als zwei. Man kann sich gegenseitig unterstützen, ergänzen oder zur Not korrigieren. Man ist nicht auf sich alleine gestellt. Das ist gut, das macht Mut.

Als nächstes nimmt Jesus ihnen die Sorge um sich selbst (V8).
Sie sollen mit möglichst leichtem Gepäck unterwegs sein: „Nehmt nichts mit auf die Reise außer einem Wanderstock, einem Paar Schuhe und der Kleidung, die ihr am Leib tragt.“ Nur Minimalausstattung ist erlaubt. Warum wohl?

Es ist ein Unterschied, ob man nur mit einem Rucksack wandern geht oder ob man einen schwarzen, vierrädrigen Koffer hinter sich herziehen muss. Je weniger man mit sich herumträgt, umso flexibler kann man sein. Aus diesem Grund schickt Jesus seine Jünger mit leichtem Gepäck auf den Weg. Unnötiger Ballast muss weg.

Ich muss gestehen, dass mich dieser Punkt in der Schritt-für-Schritt Anleitung etwas irritiert hat. Es passt so gar nicht in unsere Welt. Warum sollen sich die Jünger ohne das Nötigste wie Proviant oder Geld auf den Weg machen? Was soll das? Wozu soll das dienen?

Beim Nachdenken bin ich auf zwei Möglichkeiten gekommen.

Jesus möchte erstens, dass die Jünger erleben, wie Gott sich um sie kümmert. Sie müssen sich nicht um sich selber sorgen. Er sorgt für sie und gibt ihnen, was sie brauchen. Praktisch erleben können sie dies aber nur, wenn sie ein Risiko eingehen und sich ohne eigene Sicherheiten auf den Weg machen. Doch diese Erfahrungen werden ihren Glauben stark und lebendig machen.

Ich glaube aber, Jesus hat noch etwas anderes im Sinn. Er möchte, dass die Jünger „Menschen zum Anfassen“ sind. Es ist eine Tatsache: Schwäche öffnet Herzen.

Ich genieße es, Gäste zu empfangen und zu bewirten, und meine Frau noch viel mehr. Außerdem berührt es mich, wenn ich erfahre, dass ein Freund oder Bekannter in materieller oder finanzieller Not ist. Das bringt mich ihm innerlich näher und ich möchte gerne einspringen und mithelfen, damit sein Engpass überwunden wird. Ist jemand in einer Situation des Mangels, fühle ich mich eng verbunden mit ihm. Viel mehr, als wenn alles in geregelten Bahnen verläuft.

Jesus will nicht, dass seine Jünger wie von „oben herab“ wirken. Materieller Luxus würde vielleicht beeindrucken. Aber dadurch entsteht keine Freundschaft. Echte Beziehung gedeiht auch auf dem Boden der Bedürftigkeit.

Deswegen empfiehlt Jesus den Weg der Bedürftigkeit. Wer ohne eigene Mittel kommt, stellt keine Bedrohung dar. Das bezweckt Jesus. Bedürftigkeit schafft Nähe. So jemanden kann man in sein Haus bitten. Und dann kann die Botschaft von Gottes Reich von Mensch zu Mensch weitergegeben werden.

Gemeinsam mit meiner Familie arbeitete ich mehrere Jahre lang mit OMF, der früheren ÜMG, in Kambodscha. Wir wollten an einen neuen Ort ziehen und machten uns auf Wohnungssuche. Der private Wasserversorger des Ortes bot uns seine Villa an, ein schönes, zweistöckiges Haus, umgeben von hohen Mauern. Eine richtige Festung. Doch so wollten wir nicht wohnen. 
So suchten wir weiter, bis wir ein einfaches Häuschen gefunden hatten. In der Regenzeit tropfte zwar das Wasser regelmäßig in unser Wohnzimmer, aber die vielen Nachbarn hatten keine Hemmungen, bei uns ein und aus zu gehen. Angst vor Einbrechern hatten wir auch nicht, denn es gab nicht viel, das sich zu stehlen lohnte. 
Obwohl wir Ausländer waren, konnten wir so eine herzliche Beziehung zu den Kambodschanern aufbauen und viele mit Jesus Christus bekannt machen. 

Wie können Sie diesen Text in Ihr Leben übertragen? 

Ich habe folgende Vorschläge für Sie:

Erstens: gehen Sie los! Wo werden Sie gebraucht? Können Sie helfen in einem Verein, in der Nachbarschaft oder im Flüchtlingsheim? Machen Sie sich auf den Weg, packen sie an, aber tun sie das nicht alleine. Das Konzept Jesu ist: „Zwei und Zwei“. Suchen Sie sich einen Verbündeten.

Zweitens: seien Sie ohne Sorge. Fragen Sie nicht: „Habe ich alles, was ich für diese Situation brauche?“ Es ist egal, ob sie sich fähig oder qualifiziert fühlen oder nicht. Im Bild Jesu gesprochen: „Gehen sie ohne Tasche und ohne Geld.“ Was sie brauchen, wird Gott ihnen geben. Vertrauen Sie darauf.

Drittens: Bauen Sie Beziehungen auf. Verbringen Sie Zeit mit Leuten. Egal, was sie miteinander unternehmen: der wichtigste Faktor ist Zeit. Nur so entsteht Beziehung und nur so können Sie dann auch über Jesus ins Gespräch kommen. 

Viertens und Letztens: wo sollen Sie beginnen? Als Mitarbeiter von OMF wünsche ich mir natürlich, dass sich möglichst viele Christen nach Asien aufmachen. Es gibt unglaublich viele Asiaten, die sich nach einem lebendigen Gott sehnen. Realistischerweise werden aber nur wenige von Ihnen so weit kommen.

Mich fasziniert, dass Jesus seine Jünger zu Fuß losgeschickt hat. Wie weit mögen sie wohl gekommen sein? 10 km? 20 km? Es kommt nicht auf die Distanz an. Wichtig ist, dass Sie sich auf den Weg machen. Zu Fuß oder vielleicht mit dem Fahrrad. Es geht nicht darum, wie weit sie kommen. Es ist auch nicht wichtig, wie vielen Menschen Sie begegnen. Wichtig ist, dass sie beginnen. Dass sie losgehen, eine Beziehung aufbauen und über Jesus ins Gespräch kommen.

Machen Sie sich auf den Weg. Und ich gehe jetzt meinen Nachbarn besuchen. Ich war nämlich schon seit zwei Wochen nicht mehr bei ihm. 

Dienstag, 14. Juni 2016

Gut, dass Luther auf der Autobahn nicht unter die Räder kam…

Zum 500. Jahrestags des Thesenanschlags von Martin Luther im Jahr 2017 entführt Albrecht Gralle den Reformator in unsere Zeit, mit allen Tücken der Technik, von denen er im 16. Jahrhundert noch nichts ahnen konnte.

Aber: Was wäre, wenn Luther erfahren würde, was aus seinen Lehren geworden ist? Wie seine Lehren sich die Jahrhunderte hinweg entwickelt und verändert haben? Wie manche seiner Aussagen aber mißbraucht wurden, um Gräueltaten zu rechtfertigen, allem voran Hitlers Massenmord an den Juden im Dritten Reich.

Auf unterhaltsame Weise begegnet der Leser Luther in vielen Facetten. Als Theologe, der es wagt, revolutionäre neue Gedanken zu denken. Als einsamer Kämpfer gegen die Übermacht der katholischen Kirche. Aber auch als Seelsorger, zum Beispiel in seinem Umgang mit Sorge, Überarbeitung und Angst.

Der Clou des Buches ist für mich das wunderbar altmodische „Lutherdeutsch“. Damit führt die Hauptperson nicht nur theologische Gespräche, sondern löst zum Beispiel im Zug ein Bahnticket nach oder bestellt ein Bier. Wenn ich den Autor richtig verstehe, entstammen einige fiktive Zitate des Buches Luthers Tischreden und anderrn seiner Werke. Das macht die Lektüre ein stückweit „historisch“ und bleibt trotzdem verständlich.

Das Buch hat mir geholfen, Luther und seine Zeit besser zu verstehen. Es wirbt dafür, das Schlechte ohne Vorwürfe zu verwerfen, weil auch er nur ein Mensch war. Es lädt aber auch dazu ein, das Gute seiner Erkenntnisse zu behalten und in den Alltag zu übertragen.

Der Luther, der vom Kirschbaum fiel und in der Gegenwart landete hat mich ermutigt, meinen christlichen Glauben, genau wie er, schnörkellos zu leben. Gott ganz und gar zu vertrauen, denn letztlich ist er derjenige, der die Welt regiert. Und er ist gnädig. Einfach so. Nein, einfach wegen Jesus. Das zu verstehen und zu leben ist eine echte Reformation. Jetzt und hier.

Albrecht Gralle
Als Luther vom Kirschbaum fiel und in der Gegenwart landete
Brendow Verlag, 2. Auflage 2015
232 Seiten, gebundene, 14,95 Euro